Zypries Rentenplan: Infos und Erwartungen

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Die Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries hat einen ganz eigenen Schlachtplan für die finanzielle Entlastung von Familienhaushalten. Der Zypries Rentenplan schlägt vor, dass Familien mit Kindern über einen Kinderfreibetrag im Rahmen der Rentenversicherung begünstigt werden. Nun stellt sich jedoch die Frage, wie diese Entlastung finanziert werden soll. Die Antwort darauf könnte in der Mehrwertsteuer liegen.

Zahlen zum Zypries Rentenplan

Experten sind sich da einig , wenn die Bundesrepublik dem Trend der kinderlosen Haushalte entgegenwirken möchte, muss die Familie finanziell wieder attraktiv gestaltet werden. Denn vorbei sind die Zeiten, in denen es ohne Probleme möglich war, eine Familie mit zwei oder gar drei Kindern über einen Hauptverdiener zu finanzieren. Die enorme Kostenlast der heutigen Gesellschaft trägt dazu bei, dass immer mehr Paare sich gegen den Kinderwunsch entscheiden. Oft bleibt es einfach bei einem Einzelkind. Die Langzeitfolgen der kinderlosen Gesellschaft werden von Experten aus der Wirtschaft und Politik als gravierend angesehen. Aber wie bewegt man die kommenden Generationen dazu, mehr Kinder zu bekommen?

Eine Frage, der sich auch Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries angenommen hat. Und mit dem Fokus auf die finanziellen Möglichkeiten von Familien gerichtet, findet sich ihre Antwort in der monatlichen Entlastung im Rahmen der Rentenversicherung. Eltern sollen nach dem Zypries Rentenplan für die Rentenversicherung besser gestellt werden.

Die Langzeitfolgen der kinderlosen Gesellschaft werden von Experten aus der Wirtschaft und Politik als gravierend angesehen. Aber wie bewegt man die kommenden Generationen dazu, mehr Kinder zu bekommen?(#01)

Die Langzeitfolgen der kinderlosen Gesellschaft werden von Experten aus der Wirtschaft und Politik als gravierend angesehen. Aber wie bewegt man die kommenden Generationen dazu, mehr Kinder zu bekommen?(#01)

Rentenversicherungsbeitrag: Wer zahlt was?

Welcher Beitrag aktuell gezahlt werden muss, das hängt von diversen Faktoren ab. Die wichtigsten Fakten zu den aktuellen Rentenversicherungsbeiträgen sind hier zusammengefasst:

  • Der Rentenversicherungsbeitrag beträgt 18,7 % des Bruttolohns (2017).
  • Arbeitnehmer und Arbeitgeber tragen je 9,35 %.
  • Mini-Jobs mache die Ausnahme: Arbeitgeber 15 %, der Arbeitnehmer 3,9 %.
  • Freiwillig Versicherte und Selbstständige zahlen den Beitrag in voller Höhe aus der eigenen Tasche.
  • Die Beitragsbemessungsgrenze nennt die Höchstgrenze, bis zu welcher die Beiträge zu zahlen sind.

Der Beitragssatz wird in jedem Jahr angepasst. So lag der Prozentsatz im Jahr 2012 noch bei 19,6 %. Die Anpassung des Beitragssatzes wird durch die finanzielle Situation der Rentenkassen bestimmt. Wird mehr Kapital für die Rentenzahlungen aufgewendet, als durch die Beiträge eingespült wird, kann eine Anhebung notwendig sein. Auf der Gegenseite kommt es zu Senkungen, wenn die Rentenkassen mit Überschüssen arbeiten.

Über die sogenannte Beitragsbemessungsgrenze wird der Beitragshöchstsatz bestimmt. Die Berechnungen orientieren sich immer am Bruttogehalt. Für das Jahr 2017 wurde die Beitragsbemessungsgrenze in den alten Bundesländern mit einem Monatseinkommen von 5.700 Euro festgesetzt. Für die neuen Bundesländer ist der Satz mit 6.350 Euro im Monat genannt.

Zypries Rentenplan: Finanzierungsmöglichkeiten

Nach aktuellen Berechnungen könnte der Kinderfreibetrag die Beitragszahlungen für die gesetzliche Rentenkasse im Jahr um knapp 2,1 Milliarden Euro reduzieren. Und obwohl diese Finanzspritze für viele Familien eine willkommene Entlastung darstellen würde, muss der Zypries Rentenplan an einer anderen Stelle rückfinanziert werden.

Eine mögliche Gegenfinanzierung könnte über eine grundlegende Reform der Rentenbeiträge geschehen. Dies bedeutet im Klartext eine langfristige Senkung von Rentenzahlungen. Darüber hinaus ist es aber auch denkbar, die Mehrwertsteuer anzuheben. Die SPD-Wirtschaftsministerin hat aktuell noch keine Angaben dazu gemacht, wie die Gegenfinanzierung aussehen soll. Der Vorschlag für den Zypries Rentenplan ist Teil eines umfassenden Zehn-Punkte-Plans, der alle Bereiche der Wirtschaft betrifft.

Der Zypries Zehn-Punkte-Plan: Was steckt dahinter?

Das Ziel des Reformplans ist eine grundlegende Neustrukturierung der aktuellen Wirtschaftspolitik. Unter anderem sind hier neben der Rentenreform auch Steuerreformen geplant. Darüber hinaus gibt die Ministerin an, dass sie eine Investitionsanhebung in den Bereichen der Schulen und der Infrastruktur für notwendig hält.

Der Plan wurde in einem 17-seitigen Prospekt vorgelegt, das eine eher nüchterne Sichtweise auf die aktuelle Lage im Land offenbart. Denn Zypries erkennt an, dass die aktuelle Wirtschaftslage gut dasteht, bemängelt aber gleichzeitig, dass sich dies nicht in der sozialen Realität des Alltags widerspiegelt. Die geringe Arbeitslosenquote und die staatlichen Wirtschaftsüberschüsse seien daher nicht genug, um eine stabile Zukunft zu sichern.

So nennt der Zehn-Punkte-Plan zum Beispiel die Tatsache, dass volle 20 Prozent der Beschäftigten derzeit im Niedriglohnsektor untergebracht sind. Möchte man ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum ermöglichen, das alle Einwohner des Landes fair behandelt, muss ein radikaler Wechsel vorgenommen werden. Dieser muss das Land auf die neuen Herausforderungen der Digitalisierung und Globalisierung vorbereiten. Auch der demografische Wandel muss passend adressiert werden. Denn eine alternde Gesellschaft, die ohne ausreichend Nachwuchs dasteht, entzieht sich die eigene Grundlage.

Der Plan nennt eine aktive Steuerentlastung der mittleren Einkommensschicht. Im Gegenzug soll eine größere Steuerlast auf Personen mit einem hohen Einkommen und einem hohen Vermögen umgelegt werden. Ein klar zu erkennendes Ziel des Zypries Rentenplans und der ergänzenden Punkte ist es, die Masse der arbeitsfähigen Einwohner aktiv in das Wirtschaftswachstum zu integrieren.

So nennt der Zehn-Punkte-Plan zum Beispiel die Tatsache, dass volle 20 Prozent der Beschäftigten derzeit im Niedriglohnsektor untergebracht sind. (#02)

So nennt der Zehn-Punkte-Plan zum Beispiel die Tatsache, dass volle 20 Prozent der Beschäftigten derzeit im Niedriglohnsektor untergebracht sind. (#02)

Jährliche Ersparnis von rund 260 Euro denkbar

Da der Zehn-Punkte-Plan nicht mit konkreten Zahlen arbeitet, sind aktuelle Berechnungen für den Zypries Rentenplan eine grobe Richtlinie. Experten gehen allerdings davon aus, dass der Kinderfreibetrag in einer Höhe von 7248 Euro pro Kind und pro Jahr als realistisch anzusehen ist. Die dadurch reduzierten Rentenzahlungen können für Familien mit zwei Kindern eine Ersparnis von bis zu 290 Euro im Jahr bedeuten. Für Eltern mit einem Kind sind es immerhin 182 Euro pro Jahr. Das Modell würde für Eltern ohne Kinder eine zusätzliche Belastung von 24 Euro im Jahr bedeuten.

Gegenfinanzierung durch Beitragserhöhung

Der Zypries Rentenplan könnte durch eine aktive Rentenreform finanziert werden. Die oben genannten Zahlen würden den Rentenkassen rund 2,1 Milliarden Euro kosten. Durch eine Erhöhung des Rentenbeitragssatzes von 0,6 Prozent könnte dieses Defizit finanzierbar sein. Alternativ könnte eine Anhebung der Mehrwertsteuer auf 19,46 Prozent die zusätzlichen Kosten decken.

Eine solche Gegenfinanzierung würde in beiden Fällen die ursprüngliche Ersparnis für Eltern reduzieren. Aber auch nach einer solchen Finanzierungsmaßnahme könnten sich Familien mit Kindern noch immer über einen Gesamtgewinn von knapp 230 Euro freuen. Kinderlose Paare müssen jedoch im Ernstfall auf bis zu 86 Euro verzichten.

Experten geben an, dass aus den beiden möglichen Gegenfinanzierungen die Erhöhung des Beitragssatzes die bessere Wahl sei. Denn diese Variante schneidet in einer Gesamtsimulation für alle beteiligten Haushalte besser ab. Da sie unter anderem zu einer Senkung der Lohnkosten und damit zu einer Anhebung von Beschäftigungsmöglichkeiten führt.

Alternativ könnte eine Anhebung der Mehrwertsteuer auf 19,46 Prozent die zusätzlichen Kosten decken.(#03)

Alternativ könnte eine Anhebung der Mehrwertsteuer auf 19,46 Prozent die zusätzlichen Kosten decken.(#03)

Warum ist der Zypries Rentenplan relevant?

Unabhängig davon, ob der Zypries Rentenplan auf Anklang treffen wird oder nicht, er zeigt deutlich auf, welche Möglichkeiten die richtigen Wirtschaftsreformen bieten. Ein umfassendes Reformmodell kann eine Vielzahl von Problemen in einem Atemzug angehen. Der Fokus darf dabei aber nicht nur auf einzelne Personengruppen liegen. Die richtige Erfolgsformel für die Deutsche Wirtschaft muss alle Einkommensschichten und Familienverhältnisse berücksichtigen. Nur so ist es möglich, ein einheitliches Wirtschaftswachstum zu schaffen, das für jeden die gleichen Chancen bietet.

Fazit: Zypries Rentenplan: Hoffnung für Familien mit Kindern

Auch wenn die Gründe für die sinkenden Geburtsraten vielfältig sind, spielt die finanzielle Situation von Familien ohne Frage eine zentrale Rolle. Reformideen wie der Zypries Rentenplan steuern daher in die richtige Richtung. Erst wenn es wieder möglich ist, mit einem ruhigen Gewissen eine Familie zu gründen, werden die Zahlen in den Geburtsstationen der deutschen Krankenhäuser ansteigen.
Eine Ersparnis von rund 250 Euro im Jahr ist dabei eine willkommene Erleichterung für Haushalte mit Kindern.


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